Was jeden Tag in sämtlichen Medien zu lesen ist, bekommen auch Zeitarbeitsfirmen, die sich auf Pflegepersonal spezialisiert haben, aktuell hart zu spüren: Den coranabedingten Ausfall von Pflegerinnen und Pflegern.
Es ist daher jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung, unsere Auftraggeber in Kliniken und Pflegeheimen adäquat mit Personal zu unterstützen. Der Grund für den Ausfall sind Infektionen mit dem Coronavirus oder Quarantäneverordnungen, wenn Personen aus unserer Belegschaft Kontakt mit Infizierten hatten.
In Situationen wie diesen wird der nun schon seit vielen Jahren andauernde Pflegenotstand wie durch ein Brennglas aufgezeigt. Scheint es auch vielen Leuten so, dass das seit nunmehr zwei Jahren grassierende Virus der Grund für den Pflegenotstand – der sich durch ganz Deutschland zieht – ist, so ist dies mitnichten der Fall.
Wissenschaftler verwiesen schon zu Beginn der Coronakrise auf kaputtgespartes Gesundheitssystem
Schon zu Beginn der Pandemie zeigten Wissenschaftler auf, dass das hiesige Gesundheitssystem schon lange vor Corona kaputtgespart wurde. So veröffentlichte der Gesundheitswissenschaftler und Leiter des Bremer Büros für Arbeit, Gesundheit und Biographie, Wolfgang Hien schon 2020 eine Studie, die er gemeinsam mit dem dem Arbeitsmediziner Hubertus von Schwarzkopf erarbeitet hat.
In einem Beitrag von nd-aktuell.de heißt es hierzu unter anderem:
„(…)»Die schon in den 1990er Jahren einsetzenden Rationalisierungsmaßnahmen … waren darauf ausgerichtet, Raum und Personal zu sparen«, schreiben die Autoren. Zu den Folgen gehört, dass die Bevorratung mit Schutzkleidung und -masken entgegen der behördlichen Vorgaben zur Pandemievorsorge auf ein Minimum heruntergefahren und nie kontrolliert wurde. Doch auch Raum für Solidarität im Arbeitsalltag, auch zeitlich gemeint, in dem die Beschäftigten mal Luft holen können, sei durch die Rationalisierung zunichte gemacht worden.(…)“
Und weiter kann man im besagten Artikel lesen:
„(…)»Corona – das führt uns die sowieso existierenden Probleme nur stärker vor Augen. Wenn wir rationalisieren und alles kaputtsparen – und es ist ja vor allem an Personal gespart worden, statt hier sehr viel mehr Geld reinzutun – dann dürfen wir uns nicht wundern, dass alle aus der Pflege weglaufen«, erklärte eine der von den Wissenschaftlern befragten Beschäftigte. In der Studie wird auch deutlich, dass der Carebereich oft nur funktioniert, weil viele der dort Tätigen enorme Belastungen auf sich nehmen, um Menschen zu helfen.(…)“
Doch wie aus dieser Situation herauskommen? Die Pandemie hat ja nun erbarmungslos aufgezeigt, dass es so in der Pflege nicht weitergehen kann.
Intensivpfleger fordert strukturelle Veränderungen
Hier kann man sich den Forderungen von Intensivpfleger und Autor Ricardo Lange, der ein Buch über die aktuellen schlechten Verhältnisse in der Pflege geschrieben hat, nur anschließen.
Seine Forderungen sind so nachvollziehbar wie klar, weshalb sie durchaus auch von den regierenden Politikern verstanden und unterstützt werden sollten.
focus.de berichtet über die Vorschläge des engagierten Intensivpflegers folgendes:
„(…)Mit einem Bonus oder mehreren für die Pflege sei es nicht getan, es brauche grundlegende strukturelle Veränderungen, so Lange. Dazu sollen aus seiner Sicht etwa eine bessere Bezahlung, ein Überlastungsausgleich durch zusätzliche freie Zeit und Gesundheit als neues Schulfach gehören, um die Tätigkeit für den Nachwuchs attraktiver zu machen. Die Forderungen sind im Kern nicht neu, und doch verleiht Lange ihnen entschlossen Nachdruck.(…)“
Der letzte Satz enthält eine wichtige Komponente: Nämlich, dass die genannten Forderungen nicht neu sind. Das sind sie nämlich in der Tat nicht, sondern werden seit vielen Jahren vom Fachpersonal in der Pflege thematisiert. Auch öffentlich. Bislang ohne nennenswerten Erfolg, wie die Coronakrise jetzt unerbittlich aufzeigt.
Zeit also, um umzudenken. Wenn nicht jetzt, wann denn dann?
Quellen:
nd-aktuell.de vom 01.12.20
focus.de vom 22.01.22